Montag, 14. Dezember 2009

Fortsetzungskrimi; 2. Teil

Mr. Darlson legte die Leiche behutsam auf den Boden und musste sich erstmal auf das Bett setzen. Hier war also die Leiche! Die Frau konnte noch nicht lange tot sein, da sie noch beinahe die Gesichtsfarbe einer lebenden Person hatte. Doch wie war die Frau gestorben? Darlson wankte zur Leiche, drehte sie um und erkannte sofort die Todesursache: Sie wurde erdrosselt! Was von vorne noch wie ein normaler Schal aussah, offenbarte sich von hinten betrachtet als todbringend für die alte Frau. Darlson legte den Schal weg und sein Verdacht bestätigte sich: Der Hals war an der Stelle, an dem der Schal gelegen hatte, blutrot, teilweise fast ins Blaue übergehend. Doch wer konnte diese Tat begangen haben? Darlson durchsuchte mit dröhnendem Schädel die Taschen der Toten. Dabei fand er ein Portemonnaie. Hastig öffnete er es und durchsuchte die Fächer. Plötzlich stiess er auf eine etliche Geldnoten, gut versteckt in einem Nebenfach der Geldbörse. Da waren auf den Cent genau 10'000 Dollar. Doch ausser diesem speziellen Fund fand Darlson seltsamerweise gar nichts, keinen Ausweis der Frau, oder anderes, das etwas über ihren Namen oder ihre Herkunft hätte preisgeben können. Der Mörder musste ausgesprochen vorsichtig gewesen sein und ihren Ausweis mitgenommen haben. Doch das Geld schien er nicht gesehen zu haben, denn wer hätte diese Gelegenheit schon ausgelassen?
Die einzigen Anhaltspunkte zur Frau waren, dass sie steinreich war und dass sie wahrscheinlich Gast im Hotel gewesen sein musste. Doch dass sie genau 10'000 Dollar in der Geldbörse liegen hat, stimmte Darlson doch ein wenig nachdenklich. Solche Beträge sind eher bei Erpressungen gängig. Doch das war nur eine Vermutung. Beweise musste er sich selber beschaffen!
Mr. Darlson steckte die Leiche wieder in den Schrank, denn die Fälle, auf die er selber stösst, löst er auch alleine. Noch nie hatte er die Polizei zur Hilfe gebraucht. Darlson musste sich kurz hinliegen, um die neusten Vorkommnisse zu verdauen und prompt fielen ihm die Augen zu.
Als Mr. Darlson wieder aufwachte, war es auch schon Zeit, um zu Abend essen. Er beeilte sich, dass er auch nicht zu spät im Essaal erscheinen würde. Er hatte sich sagen lassen, dass hier alle Mitbewohner zusammen an einem Tisch essen. Das würde ihm die Möglichkeit geben, sich mit allen mal zu unterhalten.
Mr. Darlson trat in den dämmrigen Raum und wurde von der alten Frau begrüsst: „Ja, gibt’s denn so was? Noch ein Mann!“ Sie schnaubte. „Es hat sich noch nie positiv ausgewirkt, wenn sich mehr als zwei Männer auf einmal in einem Raum befinden!“ Mr. Darlson beachtete sie nicht. Alle Bewohner waren schon beim Salat, als sich Mr. Darlson hinsetzte. Er liess einen Blick über die Personen schweifen. Die junge Frau war gerade damit beschäftigt, möglichst unauffällig ihr Essen aus dem Teller zu kippen, damit sie es dann nicht mehr essen muss, und ihre Schlankheit behalten kann. Der ein wenig gestörte Mann knurrte: „Emmud enielk Evilo!“, währenddem er die ganze Zeit versuchte eine Olive mit der Gabel aufzustechen. Die vorlaute alte Dame war noch die einzige Person, die, abgesehen von ihren Bemerkungen, nicht gross auffiel.
Mr. Darlson machte es sich in seinem Stuhl gemütlich, der ausnahmsweise bequem war, ganz im Gegensatz zum Bett, und begann, den Salat in grossen Happen hinterzuschlingen. Als er auch das letzte Salatblatt hinuntergeschluckt hatte, versuchte er, ein Gespräch mit dem Mädchen zu beginnen. Er fragte sie, was sie denn studiere. Sie antwortete ein wenig ängstlich: „Medizin!“ „Interessante Wahl, Medizin wollte ich auch studieren, hab’ das Studium jedoch abgebrochen und ein Restaurant eröffnet.“, log Darlson. Der Teil mit dem Studium stimmte jedoch, denn er hatte ein Medizinstudium abgeschlossen. Deswegen besitzt er sehr gute Kenntnisse über die Anatomie des Menschlichen Körpers, über Tote und weitere medizinische Gebiete.
Er fragte alle Anwesenden nacheinander, seit wann sie hier seien und wie lange sie zu verweilen gedenken. Doch die Gründe ihres Aufenthaltes wollte niemand preisgeben.
Die Angaben brachten ihn nicht sehr weiter und Darlson war alles andere als zufrieden mit seinen bisherigen Errungenschaften. Er liess sich die Dinge noch einmal durch den Kopf gehen und trank währenddessen seine Suppe. Dann kam er zum Entschluss, einen grossen, wenn erfolgreich wichtigen, Schritt zu wagen, und fragte den Gutsherren: „Mr. Kelly, hat es noch weitere Bewohner in diesem Haus, die ich bisher noch nicht gesehen habe oder die momentan nicht anwesend sind?“ „Nicht, dass ich wüsste, es sei denn, sie haben jemand in mein Haus geschmuggelt“, antwortete Kelly gereizt. Darlson hakte nach und wollte wissen, ob vor kurzem jemand abgereist war. „Warum wollen Sie all das wissen, Mr. Darlson?“ „Ich pflege es, etwas von meiner Umgebung und den Personen darin in Erfahrung zu bringen.“ Mr. Kelly schien zwar nicht überzeugt, doch er gab nach: „Gestern Abend ist eine ältere Frau, die hier knapp fünf Tage verweilt hatte abgereist. Madame Tussot hiess sie, wenn ich mich nicht täusche.“ Volltreffer! Darlson machte gedanklich einen Freudensprung. Nun kannte er schon den Namen der Verstorbenen, und wusste, dass sie vor Kurzem hier ein Zimmer gemietet haben muss. Doch das machte die Sache nicht beruhigend viel einfacher.

1 Kommentar:

Johanna Lauber hat gesagt…

Super weitergeführt und gut geschrieben.

Johanna & Nicole

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