Darlson las die Unfallmeldung ein weiteres Mal ganz aufmerksam durch. Es stand in grossen Lettern: „Ein schwerer Selbstunfall ereignete sich gestern Abend auf der einsamen Strasse von Fontleroy Manor Richtung Highway 87. Eine ältere Lenkerin stürzte mit ihrem Wagen rund 200 Meter bei den Klippen in die Tiefe. Der Wagen brannte fast vollständig aus und die am Lenkrad eingeklemmte Fahrerin kam dabei auf grausame Weise ums Leben!“ Darlson war sich sicher; es muss sich hiermit unmissverständlich um die abgereiste Mrs. Tussot handeln! Er konnte und wollte es aber nicht wahrhaben, dass Mrs. Tussot Opfer eines solch tragischen Unfalles wurde. Doch ehe er weiter nachdenken konnte, klopfte jemand an der hölzernen Eingangstür des Gutshauses. Mr. Kelly sprang vom seinem Stuhl auf und eilte zur Tür. Vor ihm standen zwei uniformierte Polizisten. Mr. Kelly schaute sie erst skeptisch an, gewährte ihnen aber auf seine mürrische Art Einlass in sein Haus. Alle Bewohner, die sich im Esssaal befanden, sahen die zwei Uniformierten mit grossen Augen an. Der eine Polizist begrüsste sie alle und stellte sich als Inspektor Clark vor. Der andere Beamte begrüsste die Gästeschar ebenfalls sehr höflich und gab seinen Namen als Bill bekannt. Die männerfeindliche Dame fragte die beiden: „Was haben Sie zwei denn um diese Stunde hier verloren?“ Und leise für sich plapperte sie: “Dieses elende Bullenpack…“ Der Inspektor antworte ihr auf freundliche aber bestimmte Art: „Wir ermitteln wegen diesem Unfall gestern abend. Wir erhielten einen Hinweis, dass sich das Opfer zuvor hier aufgehalten haben musste. Wir möchten Sie darum auch nur kurz bemühen, einer nach dem anderen, Sie darüber zu befragen.“ Plötzlich redeten alle durcheinander. Mr. Kelly sorgte augenblicklich für Ruhe. Der Inspektor erkundigte sich bei Kelly, ob man ihm ein separates Zimmer zur Verfügung stellen könnte, um gleich mit der Befragung anzufangen. „Natürlich“, erwiderte Kelly, „das Wohnzimmer steht Ihnen zur Verfügung.“
Als erstes wurde der Schriftsteller Joseph Lewis zum Gespräch gebeten. Währenddessen lehnte sich Darlson cool in seinen Stuhl zurück und beobachtete das ganze Geschehen aus einiger Distanz. Ana Rowling sass still und wie immer ebenfalls im Stuhl und beobachtete das ganze Treiben. Sie hörte mit einem Ohr der männerfeindlichen Dame zu, die ganz aufgeregt im Esssaal umherschritt. Die rüstige alte Lady stellte sich laut immer die gleichen Fragen: „Warum wollen die Typen mich verhören, wieso soll ich etwas wissen, was ist überhaupt passiert?“ Mr. Kelly versuchte vergeblich die aufgewühlte Dame zu beruhigen. Er gab nicht auf und probierte es immer aufs Neue sie zu beruhigen, aber es gelang ihm nicht. Nach kürzester Zeit kam Mr. Lewis wieder aus dem Wohnzimmer heraus. Er wirkte ziemlich entspannt und hatte seine Kenntnisse der Polizei wohl rückwärts berichtet, dachte Darlson mit einem schadenfrohen Lächeln. Nun eilte die männerfeindliche Dame ins Zimmer. Man hörte sie wiederum laut und impulsiv sprechen. Sie redete in einem Tempo, dass einem fast übel wurde. Darlson war froh nicht der Inspektor zu sein, sondern als Randfigur die Hektik des Geschehens von aussen betrachten zu können. Dies gab ihm auch die Gelegenheit ab und zu die Gespräche der Anwesenden belauschen zu können. Er wartete ab und merkte sich die Gesichter und die Haltungen der Personen, wenn sie jeweils aus dem Zimmer kamen. So fand er, dass die Studentin äusserst nervös und aufgewühlt wirkte, als sie nach der Befragung in den Esssaal trat. Sie verabschiedete sich eilig und sehr wortkarg von allen und rannte in ihr Zimmer hinauf, da es ihr angeblich nicht sehr gut ginge. Jetzt war Johann Darlson an der Reihe. Er durchquerte den Saal und lief ins Wohnzimmer. Er wurde nach dem Grund seines Aufenthaltes, über seine Mitbewohner und über die Person, die angeblich abgereist war, ausgefragt. Mr. Darlson gab sich anfänglich eher zugeknöpft bis er daran dachte, dass ihm ja die Polizei möglicherweise in der Aufklärung seines Falles helfen könnte. Er drehte den Spiess um und stellte dem Inspektor Clark eine entscheidende Gegenfrage: „Warum machen Sie eigentlich wegen einem ..naja..schweren Unfall so ein Theater und verhören alle Bewohner in diesem Haus? Ist das wirklich nötig?“ Der Inspektor, der Darlson irgendwie nett und sympathisch fand, zögerte kurz und legte sich aber seine Worte beamtenmässig zurecht: „Wissen Sie Mr. Darlson, nun ich weiss ich dürfte ihnen dies gar nicht erzählen, aber mit dem Unfall – das ist so eine Sache! Im Unfallwagen war nicht nur die Lenkerin eingeklemmt und verbrannt, sondern im Kofferraum befanden sich verkohlte Überreste einer weiblichen Person. Darum ermitteln wir jetzt vor allem wegen dieser Frau im Kofferraum.“
Darlson stockte der Atem und ihm wurde das Ganze auf einen Schlag klar. Es musste sich im Kofferraum des Wagens die ermordete Mrs. Tussot befunden haben, die offensichtlich von der falschen Mrs. Tussot auf diese Weise vom Gutshaus weggeschafft wurde……
3 Kommentare:
Ich kann nur sagen: eine sehr sehr gute Fortsetzung!
Jetzt wird es richtig spannend! =)
Ich stimme Artan voll und ganz zu. Die Fortsetzung finde ich sehr gelungen.
Ich finde es gut, dass die am Anfang vorgestellten Personen, damit meine ich so den Schriftsteller und auch diese männerfeindliche Dame, dass die auch noch später in der Geschichte immer wieder vorkommen, ein Bisschen Witz hineinbringen und auch noch eine Rolle spielen. Auch das Rückwärtssprechen vom Schriftsteller finde ich gut mit einbezogen.
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